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Sicherer Netz- und Anlagenschutz in Zeiten der Energiewende: Erkenntnisse aus dem Projekt NAEEA+

Geschrieben von Christoph Eugster | 24.07.2024 06:23:19

In einer Zeit, in der die dezentrale Energieerzeugung immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist es entscheidend, dass unsere Verteilnetze sicher und zuverlässig arbeiten. Hier spielt der Netz- und Anlagenschutz (NA-Schutz) eine zentrale Rolle, insbesondere bei der Integration von Photovoltaikanlagen. Die Projektgruppe NAEEA+ hat sich intensiv mit dieser Thematik auseinandergesetzt und wertvolle Erkenntnisse gewonnen, welche wir gerne mit Ihnen teilen.

Das Projekt „NAEEA+ – Netz- und Anlagenschutz zur optimalen und sicheren Integration von dezentralen Energieerzeugungsanlagen (EAA) im Verteilnetz“ wurde von September 2022 bis Juni 2024 durchgeführt. Ziel war es, die Notwendigkeit eines externen NA-Schutzes bei Energieerzeugungsanlagen (EEA) in Niederspannungsnetzen zu untersuchen, wobei der Fokus auf Photovoltaik-Wechselrichtern lag.

Jeder Wechselrichter verfügt bereits über eine interne NA-Schutzfunktion, die Erzeugungsanlagen vom Netz trennt, wenn Spannung oder Frequenz von den Normwerten abweichen. Die zentrale Frage des Projekts war daher, ob ein zusätzlicher externer NA-Schutz notwendig ist.

Risikobewertung und Notwendigkeit eines externen NA-Schutzes

Die experimentellen Untersuchungen des Projekts haben gezeigt, dass das Risiko eines nicht konformen Verhaltens bei richtig eingestellten und typgeprüften Wechselrichtern sehr gering ist. Alle getesteten PV-Wechselrichter erfüllten die NA-Schutzanforderungen mit hoher Qualität und geringem Risiko auf Nicht-Konformität. Somit kann im Niederspannungsnetz auf einen zusätzlichen externen NA-Schutz verzichtet werden, sofern die Wechselrichter über einen normkonformen internen NA-Schutz verfügen.

Standardisierung und Dokumentation

Um das Risiko von Fehleinstellungen oder falschen Installationen zu minimieren, wird die EW Höfe AG als Verteilnetzbetreiberin klare und einheitliche Anforderungen an PV-Anlagen sowie Einstellvorgaben für Wechselrichter definieren. Swissolar, der Fachverband für Sonnenenergie, sollte hierfür ein Referenzdokument erstellen und pflegen, das die geforderten Einstellvorgaben für verschiedene Wechselrichtertypen beschreibt.

Proaktive Kommunikation

Es wird empfohlen, dass die korrekte Einstellung der Wechselrichter bei Inbetriebnahme der EEA oder beim Austausch des Wechselrichters dokumentiert und der EW Höfe mitgeteilt wird. Angesichts der zunehmenden Anzahl von PV-Anlagen sollte dieser Prozess möglichst automatisiert und in bestehende Prozesse integriert werden. Nutzen Sie für die Eingabe das Elektroform-Portal auf unserer Webseite.


Weitere Forschungsbereiche

Das Projekt hat einige Aspekte nicht untersucht, die jedoch ebenfalls relevant sind. Dazu gehören die Auswirkungen von netzbildenden Wechselrichtern auf den Netzschutz, die IT-Sicherheit von Wechselrichtern und der Schutz von auf Wechselrichtern basierten Erzeugungsanlagen im Mittelspannungsnetz.

Nächste Schritte

Die Ergebnisse des Projekts NAEEA+ werden in einem Bericht in der ARAMIS-Datenbank veröffentlicht und bei der Überarbeitung der „Branchenempfehlung Netzanschluss für Energieerzeugungsanlagen an das Niederspannungsnetz NA/EEA-NE7 - CH“ berücksichtigt. Eine überarbeitete Ausgabe dieser Empfehlung wird Anfang 2025 erwartet. Bis zur Publikation der überarbeiteten Ausgabe gilt als Stand der Technik die vorhandene Ausgabe von 2020. Darüber hinaus wird Ende 2024 eine Erhebung zur Akzeptanz der Projektempfehlungen durchgeführt.

Fazit

Das Projekt NAEEA+ hat gezeigt, dass bei richtiger Einstellung und Überprüfung der internen NA-Schutzfunktionen von PV-Wechselrichtern ein externer NA-Schutz in Niederspannungsnetzen nicht zwingend notwendig ist. Die gewonnenen Erkenntnisse und Empfehlungen tragen dazu bei, die Sicherheit und Effizienz der Integration von dezentralen Energieerzeugungsanlagen zu erhöhen und somit einen wichtigen Beitrag zur Energiewende zu leisten. In unseren neuen Werkvorschriften ab 01.01.2025 werden die Einstellwerte ersichtlich sein. Unser Melde- und Kontrollwesen führt jeweils deren Abnahme mit der Anlagebetreiberin durch.

Für weiterführende Informationen und Updates zum Projekt NAEEA+ besuchen Sie bitte die ARAMIS-Datenbank.