Matthias Schuler, Teamleiter Systemtechnik, erklärt, wie Lösungen für die Nutzung des eigenen Solarstroms und Smart Meter zusammenspielen, um die nachhaltige Stromproduktion mit der Digitalisierung der Stromnetze zu verbinden.
Herr Schuler, die Unsicherheit in der europäischen Energieversorgung hat in der Schweiz zu einer starken Nachfragesteigerung bei den Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) geführt. Ist dieser Trend auch bei der EW Höfe zu spüren?
Ganz klar. Dieser Trend wird in vielen Regionen mehr und mehr zum Thema. Die aktuelle Lage regt Liegenschaftsbesitzerinnen und -besitzer an, über Optimierungsmöglichkeiten für ihre Liegenschaft nachzudenken.
Mehr PV-Anlagen bedeuten auch eine stärkere dezentrale Stromversorgung. Welche Herausforderung birgt das für eine Netzbetreiberin wie die EW Höfe?
Durch vermehrte Einspeisung aus PV-Anlagen steigt auch die mögliche Belastung des Versorgungsnetzes. Das heisst, je mehr Anlagen gleichzeitig ins Stromnetz einspeisen, je mehr Last muss ein Netz aufnehmen. Um die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten, ist es sehr wichtig, diese zusätzlichen Lasten im Netz kontrolliert zu verteilen. Dafür benötigt es Anpassungen an der Infrastruktur, die um intelligente Messgeräte, sogenannte Smart Meter, und Lastschaltgeräte erweitert wird. Eine weitere Rolle wird der künftige Ausbau des gesamtschweizerischen Stromnetzes zum Smart Grid spielen. Dieses soll eine effiziente und noch präzisere Steuerung der Energieflüsse in allen Schweizer Netzen ermöglichen, die miteinander verbunden sind. Dabei werden Produktionsanlagen und Endverbraucherinnen und -verbraucher direkt miteinander verknüpft, damit der eingespeiste Strom immer dahin fliesst, wo er gerade gebraucht wird.
Wie helfen die Smart Meter dabei?
Präzise, zeitnahe Messdaten werden in diesem Zusammenhang immer wichtiger und diese können über Smart Meter genau erfasst werden. Anhand dieser Daten können wir exakt nachvollziehen, in welchem Gebiet und zu welcher Zeit Energie verbraucht oder eingespeist wird.
Die EW Höfe hat jahrzehntelange Erfahrung bei der Installation von PV-Anlagen. Welche Dienstleistungen im Zusammenhang damit bietet sie zusätzlich an?
Kundinnen und Kunden mit einem Smart Meter haben die Möglichkeit, Ihre Messdaten in unserem Kundenportal abzurufen. Sind sie zudem mit der Echtzeiterfassung einverstanden, sind die Daten sogar synchron ersichtlich. So erhalten sie einen besseren Überblick über ihren aktuellen sowie auch gesamten Verbrauch, wenn sie dies wünschen. Dies bietet auch uns einen Mehrwert für die gezielte Verteilung der Lasten im Netz. Als weitere Dienstleistung bieten wir Lösungen für die Nutzung des eigenen Solarstroms wie die Eigenverbrauchsgemeinschaft (EVG) an.
Was muss man sich unter einer EVG vorstellen?
Sie ermöglicht es Anlagenbetreiberinnen und -betreibern, den eigenproduzierten Strom selbst zu nutzen und abzurechnen und dazu eine Gemeinschaft zu bilden. Es geht also um die Optimierung der Eigennutzung: Die Mitglieder einer EVG nutzen in erster Linie gemeinsam den Strom einer PV-Anlage im eigenen Wohnhaus oder aus der Nachbarschaft, so dass nur ein etwaiger Überschuss ins Netz der EW Höfe eingespeist würde.
Wie funktioniert eine EVG?
Wir messen die Gesamtproduktion des Solarstroms mit einem separaten Zähler und stellen ihn dem Verbrauch aller Mitglieder der EVG gegenüber. Danach wird der zur Verfügung stehende Strom aufgeteilt und den Mitgliedern prozentual zugewiesen. Das heisst, die Partei mit dem grössten Stromverbrauch während der Produktion, bekommt am meisten Solarstrom zugewiesen. Hier zeigt sich der Vorteil der Smart Meter sehr deutlich, weil diese die Verbrauchsdaten präzise aufzeichnen.
Welche Voraussetzungen benötigt es für die Bildung einer EVG?
Die Leistung der PV-Anlage muss mindestens zehn Prozent der Anschlussleistung am Hausanschluss decken. Für die optimale Nutzung des Solarstroms ist es sinnvoll, wenn sich mindestens drei oder besser mehr Parteien beteiligen, die auch in derselben oder angrenzenden Liegenschaft wohnen.
Was bringt mir als Eigentümerin/Eigentümer einer PV-Anlage die Bildung einer EVG?
Die produzierte Energie kann selbst genutzt werden und so kann ein kleiner Anteil an die Amortisation der Anlage gewonnen werden. Ohne EVG würde die Energie aus der PV-Anlage, die nicht genutzt würde, ins Netz der EW Höfe gespeist und den Anlagenbetreiberinnen und -betreibern zum Energietarif vergütet. Zudem übernimmt die EW Höfe bei einer EVG die gesamte Abrechnung, so dass Eigentümerinnen und Eigentümer einer Anlage entlastet sind von Abrechnungen und komplizierten Zuteilungsschlüsseln an die Mitglieder.
Was habe ich als Mitglied einer EVG davon und wie wird mein Stromverbrauch abgerechnet?
Als Mitglied kann man von lokal produziertem Strom aus erneuerbarer Sonnenenergie profitieren. Sollte die Eigentümerin/der Eigentümer den Strom günstiger als die EW Höfe anbieten, lassen sich so zusätzlich die Energiekosten senken. Das ist von EVG zu EVG unterschiedlich. Im Gegensatz zu einem Zusammenschluss zum Verbrauch (ZEV) behalten die Mitglieder einer EVG ihren eigenen Stromzähler und die Abrechnung zu ihrem Verbrauch erhalten sie wie gewohnt von der EW Höfe.