Am 22. Mai 2023 haben die vier Partner EW Höfe AG, Alpiq, SOCAR Energy Switzerland und CIME Capital das Unternehmen Hydrogen Höfe Freienbach AG (H2FE) gegründet. Sie bauen gemeinsam die grösste Schweizer Produktionsanlage für grünen Wasserstoff .
Die Dekarbonisierung ist die wichtigste Herausforderung des 21. Jahrhunderts», sagt Stefan Linder, Leiter Technologie und Innovation bei Alpiq, den das Konsortium der vier Aktionäre als Geschäftsführer der neu entstandenen Wasserstoffproduzentin H2FE eingesetzt hat. Der Weg führt auch über die Herstellung von grünem Wasserstoff, denn «ohne Wasserstoff geht es aus zwei wichtigen Gründen nicht: Gewisse Sektoren in der Industrie und auch der Gesellschaft lassen sich nicht elektrifizieren – ohne Wasserstoff würde dort die Dekarbonisierung nicht gelingen. Und weiter lässt sich Wasserstoff im Gegensatz zur Elektrizität in sehr grossen Mengen speichern und deshalb bedarfsgerechter einsetzen.
Es spricht also vieles für die Herstellung von grünem Wasserstoff. Die EU hat konkrete Pläne hinsichtlich dessen Produktion und Nutzung. Im Jahr 2020 stellte sie ihre Wasserstoffstrategie «A hydrogen strategy for a climate-neutral Europe» vor und sie will, dass bis 2030 in der EU zehn Millionen Tonnen grüner Wasserstoff zur Verfügung stehen. In der Schweiz fehlt bisher eine solche Verlautbarung, das Parlament hat jedoch den Bundesrat beauftragt, eine nationale Wasserstoffstrategie zu erarbeiten. In Freienbach will man indes nicht warten, bis es so weit ist, und hat im Mai 2023 mit der Gründung von H2FE den Startschuss für den Bau der bisher grössten Elektrolyseanlage für die Produktion von grünem Wasserstoff in der Schweiz gegeben.
Die Baubewilligung für das Projekt liegt vor und die Finanzierung durch die vier Aktionäre ist gesichert. Die Wasserstoffproduktion soll im bestehenden Gebäude des ehemaligen Unterwerks auf dem Gelände der EW Höfe stattfinden. Hauptsächliche Herausforderung ist die Auswahl der Kernkomponenten – die Elektrolyseanlage und den Wasserstoffverdichter – und die Integration dieser Anlagen in das Gebäude. Dieser Prozess zeige sich komplex und zeitaufwändig und bestimme die Bauplanung wesentlich, so Linder. Sollte alles nach Plan und ohne Unterbrechungen ablaufen, könnte die Elektrolyseanlage im ersten Quartal 2025 in Betrieb gehen.
Zwei Hauptanwendungen für den grünen Wasserstoff aus Freienbach sind festgelegt: einerseits die Einspeisung ins Gasnetz der EW Höfe und andererseits die Verwendung als Treibstoff für Lkw. Zwei Pipelines werden das Gas vom ehemaligen Unterwerk zu den Betankungsanlagen der SOCAR-Tankstelle an den Autobahnraststätten Fuchsberg Nord und Süd führen. Überschüssige Produktion würde über Transporte an weitere Tankstellen in der Schweiz verteilt werden. «Unser Ziel ist jedoch, die gesamte Produktion lokal zu verwerten», sagt Linder. Zu einem späteren Zeitpunkt könnte deshalb auch die Belieferung von regionalen Industrieunternehmen in Frage kommen.
Die Baugenehmigung steht für die Leistung von zehn Megawatt, gestartet wird mit fünf Megawatt, womit 550 Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden können. Zum Vergleich: Ein Lkw, der täglich ca. 400 Kilometer fährt, benötigt ca. jährlich sechs bis acht Tonnen Wasserstoff. Der Betrieb und Unterhalt der Anlage sowie die Unternehmensführung von H2FE wird über Spezialisten der beteiligten Aktionäre gestellt.
Arne Kähler, Vorsitzender der Geschäftsleitung bei der EW Höfe, freut sich auf die Inbetriebnahme der Elektrolyseanlage und sieht auch Vorteile für den Bezirk. Beispielsweise kann Abwärme aus dem Elektrolyseprozess für rund 600 Haushalte in das Fernwärmenetz eingespeist werden. Zudem wird man die Anlage in der Schweiz als Leuchtturmprojekt mit überregionaler Aussenwirkung wahrnehmen. Für die EW Höfe ergeben sich Mehrerträge für die Vermietung des alten Unterwerks sowie den Betrieb und Unterhalt der Anlage. Der Anstoss zum Projekt und die Beteiligung an H2FE würden heute schon auf die Attraktivität der EW Höfe als wichtige Arbeitgeberin der Region abfärben.
Wasserstoff (H) ist das einfachste und häufigste Element im Universum. Es besteht aus einem Proton und einem Elektron. In seiner reinen Form kommt Wasserstoff auf der Erde nicht vor, sondern nur als Molekül (H2). Er ist gasförmig und kondensiert bei minus 252 Grad Celsius. Das farb- und geruchlose Gas ist meist an andere Elemente gebunden wie an Sauerstoff im Wasser (H2O) oder Kohlenstoff in organischen Verbindungen.
Lesen Sie in unsere Blogbeitrag, wie eigentlich Wasserstoff entsteht.